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Immanuel Kant

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Diskussion

Deine Meinung zu Kants Kritik der praktischen Vernunft und meiner Darstellung

E-Mail an Florian Fisch

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Datum: 18.11.2002
Von: Michael Koelbel

Kant's Theorie ueberholt.

Kritik der blossen "Vernunft" Pomadig und schwerfaellig, moralinsauer und voller staatskonformer (-gefaelliger) Gebote zeigt sich der Kategoische Imperativ. In einer Zeit, in der der preussische Koenig einfach nur eine Maximierung der wirtschaftlichen und militaerischen Faehigkeiten braucht, taucht diese Lehre auf.
Der K.I. ist lediglich weltanschauliches Begleitmaterial zum "aufgeklaerten" Staat, der in der groessten Dummheit aller Zeiten sein "natuerliches" Ende fand, dem I. Weltkrieg, denn der II. war nur unverbesserliche Folge des I. der K.I. ist nichts, was man in der heutigen Zeit noch gebrauchen koennte.
Es ist zeit fuer einen intuitiven Pragmatismus, denn das Individuum zaehlt, nicht das Kollektiv. Kein preussisches Heer und auch nicht Siemens & Halske.

Viele Gruesse

M.K.

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Datum: 4.12.2002
Von: Florian Fisch

Re: Kant's Theorie ueberholt.

Selbstgericht

Lieber Michael

Vielen Dank für deine Reaktion auf den Ansatz Kant. Ich habe mich sehr gefreut, eine Gegenmeinung zu sehen.

Deiner Reaktion entnehme ich grundsätzlich 2 Aussagen:

1. Der K.I. ist in einer absolutistischen Zeit entstanden und wurde dazu gebraucht, die Fähigkeiten des Königs und der späteren Reichspräsidenten zu maximieren.

2. Der K.I. für das Kollektiv sollte durch einen intuitiven Pragmatismus für das Individuum ersetzt werden.

Nach der Lektüre der Kritik der praktischen Vernunft denke ich nicht, dass Kant für einen König geschrieben hat (auch nicht dagegen). Sicher hingegen bin ich, dass der K.I. niemals dazu dienen kann, die Interessen eines Staates durchzusetzen. Vielmehr stellt er ein persönliches Werkzeug der Prüfung von Handlungsgrundsätzen dar. Es kann sich jeder selber nach dem K.I. richten. Und genau darin sehe ich die unglaubliche Stärke des K.I.. Jeder besitzt seinen eigenen Gerichtssaal in sich, der einzige, der mit absoluter Sicherheit und Härte sich selber richten kann, bevor das Verbrechen geschehen ist. Die Argumentation richtet sich nicht auf einen Nationalstaat, sondern auf die Menschheit in ihrer Gesamtheit. Somit wären jegliche kriegerische Auswüchse des preussichen Heeres, des 1.WK und des 2.WK unmöglich.

Dazu eine Aussage von Prof. Kurt Huber (1943): (Am Ende des ersten Abschnitts)
http://www.shoahproject.org/widerstand/weisserose/prohuber.htm

Leider kann ich mir unter einem intuitivem Pragmatismus für das Individuum nicht viel vorstellen. Könntest du mir ein wenig erläutern, was du damit meinst? Ich bin gespannt auf deine Reaktion!

Viele Grüsse

Florian

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Datum: 22.12.2002
Von: Michael Kölbel

Re: Selbstgericht

Hallo Florian,

hier ein Buchauszug von Andrea Fuch ("Kritik der Vernunft"):

"Anspruch der Aufklärung ist es, auf der Grundlage der Vernunft eine von Irrationalität befreite Welt zu konstituieren und in diesem Horizont den Menschen Freiheit, Autonomie und Selbstbestimmung zu gewähren. Unterdessen hat sie - so wird bereits Ende des 18. Jahrhunderts offensichtlich - selbst eine Wirklichkeit etabliert, die irrationale, geradezu gespenstische Züge trägt, und den Menschen insofern einer neuen Heteronomie unterworfen. Das Phantastische wird E.T.A. Hoffmann zur adäquaten Form, um der Logik dieses Widerspruches auf den Grund zu gehen. Auf dem Hintergrund der Kritischen Theorie und der Marxschen Analyse der modernen Gesellschaft rekonstruiert Andrea Fuchs in Hoffmanns Phantastik das unsichtbare und unbegriffene Bewegungsgesetz der modernen Welt. Dabei versteht sie die ausgewählten Erzählungen als eine auf die Dialektik von Gesellschaft und Individuum reflektierende Einheit. Während Hoffmann in seiner "Klein-Zaches"-Erzählung den Blick auf die Verfaßtheit der modernen, aufgeklärten Gesellsc[haft]

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Dem kann ich nur anfügen, dass die "Aufklärung" nicht nur positive Seiten hatte, sie hat das heute gültige einseitig-mechanistische Weltbild mitgeprägt, mit dem wir geplagt werden. Intuition ist nicht gefragt. Genau da setzt Kant ein. Evtl. ist er auch missverstanden worden. Jedenfalls sind seine Lehren so verstanden worden, dass man sich quasi in der Gewalt haben solle. Was verkrampfter Blödsinn ist. Der KI ist nur als Angebot zu verstehen und nur so macht er Sinn. Dass Menschen sich im Auftrag von Staat und Kirche selbst versklaven, das ist nicht Sinn und Zweck des K.I., ist jedoch von den Zeitgenossen Kants so aufgefasst worden und im Sinne der Staatsräson gepredigt worden. Kant trifft dabei so viel Schuld, wie bei jedem anderen Autor dies der Fall ist, der falsch verstanden wird oder bewusst falsch ausgelegt wird. Nicht, dass ich das Rad der Zeit zurückdrehen will, aber die negativen Aspekte der "Aufklärung" müssen auch gesehen werden. Wo genau Kant da steht, ist für mich momentan nicht auszumachen.

Dennoch frohes Fest und ein gutes neues Jahr!

Michael

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Datum: 31.7.2005
Von: Andreas Wenger

Der Kategorische Imperativ und seine Tücken oder mein Unverständnis

Hallöchen Flo

Habe mir deine Website angeschaut. Sehr interessante Sache mit dem K.I. Kann mich nur noch Erinnern, dass Felix in der Kanti den als Maturlektüre gewählt hat und sich darob grün und blau ärgerte *g* Auch fand ich Parallelen zum Buddismus ("Egoauflösung" entsprich einer anderen Variante, emotionalgeleitete Subjektivität zu vermeiden) und zum Okkultisten Aleister Crowley dessen berühmter Spruch "Do what thou wilt shall be the whole of the Law" wurde oft missverstanden als "So, jetzt mach ich was ich will und bring ihn um oder fress 5 Schweine". Dabei zielte er darauf ab, den "wahren Willen" in einem zu finden und danach zu handeln.
Aber nun zu meinem Problem/Kritik mit/zum dem K.I (ich beziehe mich hierbei auf http://www.yetnet.ch/dergutemensch/seite/kant/version1.htm):

Der entscheidende Kritikpunkt liegt meinerseits im Unvermögen auf rein vernünftige Art und Weise vom bestimmten Objekt auf das unbestimmte abstrakte Objekt zu kommen. Dieser Mann ist Teilmenge von „Menschheit“. Er ist aber auch Teilmenge von „männliche Personen“, „Familie Müller“, „Lebewesen“ oder „Materielles“, etc. Nach welchen Kriterien sollen wir hier eine Wahl treffen? Nun, ist es überhaupt relevant? Gehen wir als Beispiel mal die Menge „Leben“ durch:

(7) Jedes Leben, das tötet, soll ebenfalls getötet werden

(8) Kein Leben darf getötet werden

Fall 7 würde zur Vernichtung der gesamten Fauna und Menschheit und gewisse Teile der Flora (fleischfressende Pflanzen, etc) führen, weil sich Fauna und Menschheit von Fauna und Flora ernährt und dies deren Tötung impliziert, was wiederum zur Kettenreaktion von (5) führen würde.
Fall 8 würde auch zum Tod von Fauna, Menschheit und Teile der Flora führen, da diese verhungern würden.

Übrig bleiben in beiden Fällen symbiontische Lebensformen und Pflanzen, die sich von unbelebter Materie ernähren.

Wenn hier das gleiche Argument, wie bei Punkt 5 angebracht wird („Es gäbe keine Menschen mehr, die das Gesetz einhalten könnten“), dann entgegne ich folgende 2 Standpunkte:
a) Ist ein Gesetz falsch, nur weil es seine Selbstvernichtung zur Folge hat? Hat der kategorische Imperativ etwa einen von Kant implantierten Selbsterhaltungstrieb? Oder sind wir bei der Ablehnung von Variante 5, 7 und 8 nicht eher von menschlichen Selbsterhaltungstrieben geleitet und sind somit nicht mehr objektiv vernünftig.
b) Es soll Yogis und Heilige geben, die ohne „übliche Nahrung“ auskommen, sondern sich von Prana (neumodisch auch als „Lichtnahrung“ bezeichnet) ernähren. Somit sind wir Menschen verpflichtet dieser Möglichkeit nachzugehen, sie zu prüfen und ggf. diese Ernährungsform wählen. Sollte sich herausstellen, dass nur Yogis mit langer meditativer Praxis dazu fähig sind, dann werden diese die einzigen Überlebenden Menschen sein und können den kategorischen Imperativ am Leben halten.

Man sieht also, je nachdem welche Obermenge ich wähle, komme ich zu unterschiedlichen Ergebnissen. Alle sind vernünftig und objektiv.

Ich habe Kant nicht gelesen, aber da er eventuell beim kategorischen Imperativ eigentlich immer auf die Menschheit abzielte, und ihm die zu umfassenden Mengen „Leben“, „Materielles“ vielleicht nicht passen, und er es schafft auf abstruse Art zu begründen, dass nur Obermengen erlaubt sind, die fähig zur Vernunft sind, dann entgegne ich, dass damit Menschen im Koma oder mit geistigen Defiziten nicht zu der Obermenge gezählt werden können, was wiederum bedeutet, dass für Variante 5 ein Behinderter als Henker eingestellt werden könnte, um den kath. Imp. am Leben zu erhalten.

Nun, Schluss mit perfiden Beispielen, aber die Frage bleibt: Nach welchen Kriterien wählen wir die abstrakte Menge aus?

liebe gruess
Wengé

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Datum: 31.7.2005
Von: Florian Fisch

Re: Der Kategorische Imperativ und seine Tücken oder mein Unverständnis

Klare Voraussetzungen

Lieber Wengé

Danke für deine Reaktion zu meinem Beitrag zum Kategorischen Imperativ. Ich freue mich immer, wenn mein Projekt gemütlich weitergeht, obwohl das Internet eigentlich häufige Wechsel verlangt.

Ja, Kant hat den Kategorischen Imperativ ausschliesslich für den Menschen gedacht. Die Selbsterhaltung der Menschheit ist bei ihm klar vorausgesetzt. Das heisst, dass Kant weder für vegetarische noch für Lichtnahrung argumentiert hat. Die Formulierung: "Es gäbe keine Menschen mehr, die das Gesetz einhalten könnten" ist unglücklich und stammt nicht von Kant ,sondern von mir. Ich wollte damit auf diese Selbsterhaltung der Menschheit hinweisen und nicht aussagen, dass es Wesen braucht, damit die Gesetze Sinn machen.

Wie schon im Beitrag von 4.12.2002 erwähnt, ist der Kategoriche Imperativ nur dazu gedacht, seine eigenen Handlungsgrundsätze zu überprüfen. Du müsstest dich also selber fragen: "Soll jeder, der dem Kategorischen Imperativ zuwiderhandlen möchte, dazu zum Kategorischen Imparativ unfähige Wesen benutzen?" Die im Koma liegende Person und der Behinderte brauchen den Kategorischen Imperativ wohl gar nicht, da sie keine Entscheidungen treffen können/müssen. Ob du umgekehrt diese Wesen als Menschen betrachtest oder nicht, wenn du sie töten möchtest, musst du dich auch selber fragen.

Ich selber finde den Kategorischen Imperativ sehr schön, weil er eine rationale und unglaublich komplizierte Herleitung ist, von einer so einfachen und von mir aus selbstverständlichen Regel. Dabei wird jede Handlung
1. gleich auf die ganze Menschheit vergeneralisiert betrachtet und
2. zum Gesetz für die ganze Menschheit erhoben und dann
3. überprüft, ob sie die gemachten Voraussetzungen (Selbsterhaltung, Selstachtung) nicht widerspricht.

Liebe Grüsse

Flo

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Datum: 1.8.2005
Von: Andreas Wenger

Re: Der Kategorische Imperativ und seine Tücken oder mein Unverständnis

Ich find den K.I. auch sehr schön und die Welt wäre vermutlich um Welten besser, wenn sich mehr Menschen daran halten würden. Allerdings find ichs schade, dass dieses Regelsystem so humanozentrisch ist. Ich denke, es wird mal noch ein Kant 2 kommen, der nicht die Menschheit ins Zentrum der Entscheidungsfindung setzt, sondern einen holistischeren Ansatz fährt - vielleicht ein Gaiazentriker ;-) In der Geschichte der Menschheit gabs immer wieder ein Wandel, wo der Mensch seine eigene Unbedeutsamkeit eingestehen musste. (Wandel vom geozentrischen zum heliozentrischen Weltbild; Genetik, die uns einsehen lassen musste, dass kleine Moleküle unser Verhalten prädisponieren können; oder Ansätze in der Psychologie, die dem Unterbewusstsein weitaus mehr Macht zuschreiben, als dem EgoBewusstsein; oder die Memetik, ein theoretisches Konstrukt als Pendent zur Genetik für die Vererbung von Ideen)

zusätzlich und nebenbei:
Mir schwebt intuitiv eine andere Idee des "guten Menschen" vor. Wäre die Welt (und die Menschen darin) vollkommen gut, würde sie sich nur langsam weiterentwickeln. Es braucht irgendwie das luziferische und satanistische Element. Ein "guter Mensch" wäre dann aus meiner Sicht auf einer übergeordneten Hierachie angesiedelt, der je nachdem wie hoch/tief der Grad der Gutheit der gesamten Menschheit ist, sich auf der untergeordneten Ebene als "gut" oder "schlecht/böse" verhält. Adaption an die Umwelt um Balance zu wahren. Dies basiert natürlich auf der Annahme, dass der Sinn des Lebens nicht im Glück, sondern in der Entwicklung besteht.

Vielleicht werd ich da mal eine reifere Theorie ausarbeiten :)

live long and prosper
Wengé

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Florian Fisch (ff) August 2005, auf www.yetnet.ch/dergutemensch