Heinrich Hotze

Er kam 1834 in Zürich zur Welt und wurde an einer Jesuitenschule unterrichtet. Er fühlte sich schon früh zum Journalisten berufen. Sein Vater war ein weltoffener Mann, so diente er unter Anderem auch als Capitan in der königlichen französischen Armee. Zu Beginn der 1850er Jahre wanderte die Familie Hotze nach Alabama aus. Zum ersten Mal ist Heinrich (Henry) Hotze im Juni 1856 im Personenregister von Mobile, Alabama erwähnt. Im gleichen Jahr, also mit 22 Jahren, gab er sein erstes Buch heraus: ’The moral and intellectual diversity of Races’. Dieses soziologisch-anthropologische (und wahrscheinlich auch rassistische) Werk war eine Übersetzung und Erweiterung von Comte Arthur de Gobineau’s  ’L’Inégalité des Races’, und wurde von J.B. Lippincott & Co. in Philadelphia gedruckt. Das Vorwort schrieb der damals sehr geachtete Dr. J.C. Nott aus Mobile. Es muss wohl an Hotze’s Intelligenz wie auch an seinem Charisma gelegen haben, dass er stets die richtigen Leute kennen lernte, die ihn in seiner Karriere schnell weiter brachten. So erhielt er 1858 vom Staatssekretär Lewis Cass eine provisorische Ernennung als Sekretär der Vereinigten Staaten in Brüssel.

Dort bekleidete er das Amt als Sekretär und Chargè d’Affeires, kehrte aber 1859 nach Mobile zurück, da der Kongress seinen Posten für nicht notwendig fand. Zurück in der Heimat, arbeitete Hotze für den ehemaligen Diplomaten und Herausgeber des „Mobile Register“, John Forsyth. Zu dieser Zeit lernte er auch den späteren ersten Kriegsminister der Konföderation, General Leroy P. Walker kennen. Bei Ausbruch des Krieges war Hotze Mitglied bei den Mobile-Kadetten. Mit dieser Einheit wurde er als Teil der dritten Alabama Infanterie nach Virginia beordert. Aus dieser Zeit handelt seine Erzählung „Three Months in the Confederate Army“. Hotze beschreibt weder heldenhafte Schlachtszenen noch grossartige Feldzüge. Vielmehr wird den Lesern einen Einblick ins Lagerleben vermittelt, wie es sonst in keiner Literatur zu finden ist. Am 30. Mai 1861 wurde Hotze ins Büro des General-Adjudanten abkommandiert, während die 3th Alabama für fast ein Jahr ziemlich untätig in der nähe von Norfolk, Va. stationiert waren. Ende Sommer 1861 erhielt Hotze von Kriegsminister Walker den Auftrag, nach Europa zu Reisen. Offiziell war er Handelsagent, seine eigentliche Aufgabe bestand jedoch darin, für die Sache des Südens Propaganda zu betreiben. In einem Brief vom 14. November 1861 von Staatssekretär R. M. T. Hunter erhielt Hotze die Offizielle Ernennung zum Handelsagenten und genaue Instruktionen, was er in Europa tun sollte. So verliess er Mobile am 22. Dezember, reiste über Louisville, Indianapolis, Toledo, Detroit, Buffalo und Quebec nach London, wo er am 29. Januar 1862 eintraf. Zuerst wollte er sich in der neuen Umgebung einleben und erste Kontakte knüpfen. So lernte er den Herausgeber der “Morning Post“, Lord Palmerston kennen. Drei Wochen nach seiner Ankunft veröffentlichte er seinen ersten Artikel. Weiter folgten im “Herald“, im “Standart“ und im der “Money Market Review“. Hotze’s Popularität stieg rasant, doch war er nicht zufrieden. Stets musste er für seine Veröffentlichungen bezahlen, und war auf die Gunst der Zeitungsverleger angewiesen. So beschloss er, seine eigene Zeitung heraus zu geben. Er bewies grosses Organisationstalent, engagierte einige Leute und schon am 1. Mai 1862 erschien die erste Ausgabe von “The Index“. Sie war nicht für die breite Masse gedacht, vielmehr für die Oberschicht, die Einfluss und Macht hatte, und die letztendlich auch die Politik beeinflusste, die England gegenüber der Konföderation ausübte. Die Zeitung erschien nun wöchentlich, berichtete über Politik, Literatur und Neuigkeiten, und war immer mir pro-südlicher Propaganda unterlegt. Seine Erlebnisse in den drei Monaten, die Hotze in der konföderierten Armee verbrachte, veröffentlichte er ebenfalls darin, und zwar als Fortsetzungsgeschichte. Der Erfolg stellte sich rasch ein, und das Blatt hatte schon bald einen festen Leserkreis. Im Laufe der Zeit knüpfte Hotze Kontakt mit vielen Leuten in ganz Europa, so kamen einige Exemplare bis nach Irland, Schottland, Frankreich und Deutschland, sogar auch hinter die Unionslinien nach New Orleans und New York.

Mit dem Zusammenbruch der konföderierten Staaten kam auch das Ende des “Index“. Hotze wollte zwar die Zeitung weiterführen, doch ohne Unterstützung aus der Heimat war dies nicht möglich. Die restliche Zeit seines Lebens verbrachte er meistens in England und Frankreich, und war journalistisch oder literarisch tätig. Heinrich Hotze starb im Frühling 1887 im Alter von 53 Jahren in Zug.