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Der gute Mensch

Nach Kant

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Immanuel Kant

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Kritik der praktischen Vernunft

Version 2

Der Wille steht im Zentrum des menschlichen Daseins. Wodurch wird dieser Wille bestimmt?

Diagramm: Handlungsablauf nach Kant

Kant beginnt mit einer Erklärung: Die Bestimmungsgründe des menschlichen Willens können subjektiv oder objektiv sein Er nennt sie praktische Prinzipien, Regeln, nach welchen sich der Wille richtet. Die subjektiven nennt er Maximen und die objektiven erklärt er zum moralischen Gesetz.

Diagramm: prakitsche Prinzipien

In den darauffolgenden Lehrsätzen erklärt Kant dies genauer:

Maximen sind praktische Prinzipien, welche den Willen des Menschen bestimmen. Sie hängen von einem Objekt ab, das dieser begehrt. Lässt jemand also seinen Willen von einer Maxime bestimmen, begehrt er die Realität von eben diesem Objekt. Mit anderen Worten: Diese Person strebt die Annehmlichkeit an, die sie von diesem Objekt erwartet. Diese Annehmlichkeit ist aber nicht eine Eigenschaft, die dieses Objekt einfach so hat, sondern sie ist ein Gefühl, welches erst in Verbindung mit dem Begehrungsvermögen des Menschen zustande kommt. Wenn man das Objekt losgelöst vom Menschen betrachtet, ist es unmöglich zu bestimmen, welches Gefühl wann und wie stark ausgelöst wird. Das gleiche Objekt könnte in einem Menschen Lust oder auch Unlust erzeugen. Verschiedene Menschen haben verschiedene Neigungen gegenüber einem Objekt. Daraus ist klar ersichtlich: Maximen sind subjektiv.

Diagramm: Maxime

Ausnahmslos alle Maximen gehören zu einem obersten Prinzip; zum Prinzip: "Förderung der eigenen Glückseligkeit". Sie haben zum Ziel, sich selber wohl zu tun und das Übel zu vermeiden. Sie sind als Überlebenstrieb des Menschen nicht wegzudenken. Weil sie aber subjektiv sind, können sie nicht moralische Gesetze sein.

Moralische Gesetze sind ebenfalls praktische Prinzipien, welche den Willen des Menschen bestimmen. Da moralische Gesetze aber objektiv gelten, können sie sich nicht auf ein Objekt beziehen, welches der Mensch begehrt. Ein praktisches Prinzip ohne Objekte ist nur noch ein rein formaler Bestimmungsgrund. Ein solches "Gesetz der Form nach" ist nur noch eine abstrakte Bedingung des Willens, welcher Entscheidungen zugrunde gelegt werden. Die beabsichtigte Wirkung und sogar die dazu führende Handlung sind von der Natur abhängig und nicht vollständig von uns kontrollierbar. Daher muss ein Gesetz den Willen, unabhängig von der Möglichkeit die Wirkung erzielen zu können, bestimmen. Nur die Vernunft befähigt den Menschen sich ein rein formales Gesetz vorzustellen, das nicht ein materielles oder immaterielles Objekt zum Ziel hat.

[Beispiel: Reinheit des moralischen Gesetzes]

Der Wille kann nur entweder von einer Maxime oder von einem moralischen Gesetz bestimmt werden. Moralisch gut (im Gegensatz zu moralisch böse) kann für Kant nur etwas sein, was objektiv und folglich allgemeingültig ist. Die beiden Möglichkeiten von praktischen Prinzipien sind einander ein Gegenteil, selbst wenn sie die gleiche Wirkung erzielen würden. Beim Auslösen einer gleichen Wirkung, wie die eines moralischen Gesetzes, wäre eine Maxime legal, jedoch niemals gut.

[Beispiel: Unterscheidbarkeit]

Zum besseren Verständnis kann man dies mit der Natur vergleichen. Sie gehorcht auch Gesetzen, aber diese Naturgesetze können nicht übertreten werden. Es gibt darum auch keine Naturmaximen. Dies ist klar, denn die Natur begehrt keine Objekte. Der Mensch als Vernunftwesen kann diese Naturgesetze studieren und eventuell ausnützen. Er kann aber nicht gegen sie handeln. Der Gebrauch der Vernunft auf ein Naturgesetz ist theoretisch.
Nebst dem moralischen Gesetz hingegen bietet sich uns noch eine Alternative an, in Form einer Maxime. Wir sind gewissermassen frei in der Entscheidung zwischen dem moralischen Gesetz und einer Maxime. Das moralische Gesetz hat keinen Einfluss, wenn es vom Menschen nicht angewendet wird. Der Wille ist dazu da, praktisch umzusetzen, ihm die Vernunft gebietet. Diese Art von Vernunft, die fähig sein muss, einen Willen unabhängig von Objekten zu bestimmen, nannte Kant die "praktische Vernunft". Die Natur hat also theoretische Gesetze und das menschliche Dasein hat praktische.

[Beispiel: Geometrie - kategorischer Imperativ]

Kant hat gezeigt, dass nach genauer Betrachtung, eine Maxime von der Natur bestimmt wird. Die Ursache des Gefühls im Menschen ist das Objekt auf welches sich die Maxime bezieht. Folglich ist eine Person nicht wirklich frei, wenn sie nach einer Maxime handelt, denn die wahre Ursache ist die Natur, welche die Person bestimmt. Wirklich frei (von der Natur) kann man erst werden, wenn man seinen Willen loslöst von Objekten. Dies wiederum bedeutet, einem rein formalen Gesetz zu folgen, einem moralischen Gesetz. Nur ein Wille, der nach einem moralischen Gesetz handelt, ist ein von der Natur unabhängiger Wille; ein freier Wille. Da nur die Vernunft fähig ist ein rein formales Gesetz zu denken, hat dieser Bestimmungsgrund keine Ursache in der Natur. Er ist selber allererste Ursache einer Kette von Vorgängen. Nur dieses moralische Gesetz als Bestimmungsgrund kann den Willen allein bestimmen. Freiheit und moralisches Gesetz sind also unmittelbar miteinander verkoppelt. Freiheit ist aber nicht erfahrbar oder fühlbar, darum kann nur die Vernunft dem Menschen die Kenntnis von gut und böse vermitteln.

[Beispiel: Bewusstwerden der Freiheit]

Diagramm: Freiheit

Kant sagt, für jeden sei es ein Kinderspiel herauszufinden, ob etwas Maxime oder moralisches Gesetz ist. Der blosse Einsatz der Vernunft ermöglicht einem dies zu unterscheiden. Ein Gesetz muss objektiv sein, also für alle gelten. Wenn man sein praktisches Prinzip prüft und es sich als Gesetz für alle Menschen vorstellt, so wird man schnell erkennen, ob es möglich ist oder ob es sich für alle gedacht selbst widersprechen würde.

[Beispiel: Klare Definition]

Das von Kant formulierte Grundgesetz zur Prüfung der praktischen Prinzipien, der kategorische Imperativ, lautet wie folgt:

"Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne."

Sich nach diesem Grundgesetz der praktischen Vernunft zu richten, ist jedermanns Pflicht. Es meint: Befreie deine Maximen von Objekten, die du begehrst, um rein formale Gesetze zu erhalten, nach denen sich alle richten könnten. Mit anderen Worten: Richte deinen Willen nach moralischen Gesetzen.

Diagramm: praktische Vernunft nach Kant

Dies mag schwierig erscheinen, doch genau das Gegenteil ist der Fall. Vergleicht man mit dem Streben nach Glückseligkeit wird klar warum. Man kann niemandem befehlen glücklich zu sein. Dies erfordert Erfahrung, Kraft und ist zudem von den Umständen abhängig. Für viele ist es unmöglich, zu tun, was sie am liebsten täten. Seine eigene Glückseligkeit zu fördern ist schwer.
Im Gegensatz dazu ist es für jeden unendlich einfach dem moralischen Gesetz zu folgen. Alle können dies überall und jederzeit. Dazu sind wir verpflichtet, auch wenn dies unseren persönlichen Maximen entgegensteht.

[Beispiel: Im Spiel]

Mit der Kritik der praktischen Vernunft widerlegt Kant, was häufig im Zusammenhang mit der Moral angebracht wird: Alles, was Wohlsein auslöst, sei moralisch und alles, was Seelenschmerz verursacht, sei unmoralisch. Die Neigungen Wohlsein und Seelenschmerz sind aber, wie gezeigt, subjektiv und können keine Moral abgeben. Nur unsere reine Vernunft ist fähig, ein objektives, allgemeingültiges moralisches Gesetz zu erkennen.
Das erleben von Wohlsein bei guten Taten und des Seelenschmerzes bei schlechten ist aber wohl möglich. Es ist eine Frage der Übung. Damit kann man sich einen "guten Charakter" aneignen. Dies erleichtert dem Menschen als Sinneswesen die Aufgabe, darf aber niemals als Grundlage der Moral gebraucht werden. Der kategorische Imperativ ist die Grundlage des guten Menschen.

[Alle Beispiele]

Fazit

Florian Fisch (ff) April 2001, auf www.yetnet.ch/dergutemensch